Eröffnung der Ausstellung „Gegen das Vergessen“

202010241EroeffnungderAusstellungGegendasVergessen.jpgDie Klasse 2.4 des Westfalen-Kollegs nahm am 24.10.20 an der Eröffnung der Ausstellung „Gegen das Vergessen“ im Westfalenpark teil.

Vor sechs Jahren hat der Künstler Luigi Toscano begonnen, Überlebende der NS-Verfolgung zu fotografieren. Vor dem Hintergrund der damaligen Situation in Deutschland und Europa – Ressentiments gegen Flüchtlinge, rechtsradikale, religiös motivierte und terroristische Anschläge – fragte er sich, was er dagegen setzen könne. Die Antwort auf diese Frage ist inzwischen von mehr als einer Million Menschen weltweit gesehen worden: Die Fotoinstallation „Gegen das Vergessen“.

In seiner Rede bei der Eröffnung der Ausstellung im Westfalenpark erzählte Luigi Toscano die Geschichte zweier Freunde und Nachbarn, die sich durch einen großen Zufall nach über 80 Jahren wieder gefunden haben. Bei der Ausstellung in Berlin habe er die Porträts der beiden nebeneinander gestellt und bei einem Fototermin sei er ausgerechnet vor diesen beiden Porträts für einen Zeitungsbericht fotografiert worden. Diesen Zeitungsbericht las Walter Frankenstein, der in Stockholm lebend eine deutsche Tageszeitung abonniert hatte. Sofort rief er Luigi an und als er von ihm hörte, dass Horst Sommerfeld, sein Freund aus Kindheitstagen, in Gelsenkirchen wohnt, wollte er am liebsten sofort los, ihn besuchen. Doch Horst Sommerfeld hatte Angst vor einem Treffen, weil er nicht erzählen wollte, nicht erzählen konnte, erzählen von der Zeit der Verfolgung und Ermordung seiner Familie, erzählen von dem Leid, das ihm, dem einzigen Überlebenden seiner Familie, widerfahren ist. Er sagte, er brauche noch Zeit, alles, was nun wieder hochgekommen sei, zu verarbeiten. So hätten Walter Frankenstein und Horst Sommerfeld viele Male telefoniert, doch sich leider nicht mehr treffen können, da Horst Sommerfeld dann verstorben sei. In der Ausstellung in Dortmund habe Luigi Toscano nun die Porträts der beiden Freunde bewusst nebeneinander gestellt.

Den Abschluss des offiziellen Teils der Ausstellungseröffnung bildete der Beitrag von Studierenden der 2.4 – stellvertretend für das Westfalen-Kolleg, das die Schirmherrschaft für die Ausstellung übernommen hat. Gemeinsam riefen sie – alle zuerst jeweils gemeinsam auf Deutsch und dann abwechselnd einzeln in ihrer Muttersprache – in insgesamt 10 Ausrufen aus, wogegen und wofür sie sich einsetzen: Gegen das Vergessen, für Aufklärung! Gegen Rassismus, für Vielfalt! Gegen Ignoranz, für Toleranz! Gegen Hass, für Liebe! – um nur einige Statements zu nennen. So machten die Studierenden deutlich, dass sie und wir alle uns gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus, Antisemitismus und Terrorismus einsetzen müssen, dass wir Verantwortung übernehmen müssen, Verantwortung für die Gegenwart und somit auch für die Zukunft.

Bei der anschließenden gemeinsamen Begehung der Ausstellung erzählte Luigi Toscano von seinen Begegnungen mit den porträtierten Verfolgten des NS-Regimes. Denn er habe nicht nur Fotos gemacht, sondern auch über viele Stunden Zeit mit den Porträtierten verbracht und lange Gespräche geführt. Diese Gespräche seien für alle sehr schmerzhaft gewesen. Einige hätten zum ersten Mal überhaupt über diese Zeit mit jemandem gesprochen, andere hätten gar nicht darüber sprechen wollen bzw. können. Eine Frau brach zusammen, als sie hörte, wie Luigi Toscano mit seiner Mitarbeiterin ins Deutsche wechselte, sie konnte es nicht ertragen, die Sprache ihrer Verfolger und Peiniger zu hören.

Luigi Toscano sagte am Ende seiner Rede zur Ausstellungseröffnung, dass er den Menschen, die ihm bei der Möglichmachung seines Projektes geholfen haben und ihn weiterhin dabei unterstützen, von Herzen dankt. Auch wir möchten danke sagen, danke für dieses überaus eindrucksvolle Holocaust-Gedenkprojekt!

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