Das rote Buch - Semesterprojekt am Westfalen-Kolleg aktiv in der "Woche des Respekts"

Das rote Buch Im Rahmen der „Woche des Respekts “ vom 15.11.2016 – 18.11.2016 vertieften die Studierenden der Projektgruppe „Das rote Buch“ ihre Arbeit. Neben vielen unterrichtsinternen Aktionen gestalteten die involvierten Studierenden auch den äußeren Rahmen der Projektwoche, beispielsweise durch Fenstertransparente in der Cafeteria, die in verschiedenen Sprachen das Wort "Respekt" zeigten oder eine Respekt-Box, welche als Sammelstelle für die Gedanken der Studierenden und Lehrenden zum Thema "Respekt" genutzt wurde.
 
 

Projektbeschreibung

"Bereits vor den Sommerferien 2016 fanden sich Studierende aus den sogenannten „Zugereisten-Klassen“ mit einheimischen Studierenden zusammen und fassten das Ziel ins Auge, ihre visuellen Lebensgeschichten, wie sie in Smartphone-Fotografien und Smartphone-Videos bewahrt sind, miteinander zu teilen.
In Gesprächen ist sehr schnell deutlich geworden, dass viele Studierende, die aus Kriegs- und Krisengebieten zu uns gekommen sind, genervt sind von der Reduzierung ihrer Person auf „den Flüchtling“. Außerdem wurde mehrfach gesagt, dass die mitleidvolle Anteilnahme an ihren Schicksalen sie auch traurig macht. Aus der Mitarbeit in dem Fotografie-Video-Projekt erhoffen sich die Teilnehmer Möglichkeiten, sich als Menschen mit eigener Identität zu zeigen und sich gleichzeitig nach der Flucht wiederzufinden. Alle waren sich einig, dass kein Bildmaterial des Krieges oder der Flucht gezeigt werden soll; derartige Bilder sind zweifellos wichtig, aber in den Berichten des Fernsehens und im Internet massenhaft vertreten. Bei unseren Studierenden gibt es diese Bilder, vieles auch, das wir niemals im Fernsehen oder Internet zu Gesicht bekommen haben, ein Grauen, das unsere Träume übersteigt. Aber darum geht es bei diesem Projekt nicht!
Viele einheimische Studierende waren ganz und gar überrascht, als beispielsweise gemeinsam Bilder aus Syrien angeschaut wurden aus der Zeit vor dem Krieg, zugereiste Studierende fast noch Kinder mit glücklichen Gesichtern, Bilder mit wundervollen Landschaften und phantastischen Städten. Es wurde mehr und mehr klar, dass solche Erinnerungen jenseits von Krieg und Flucht enorm wichtig sind für die Identität und für den Neuanfang.
 In einem Treffen nach den Sommerferien war die Gruppe auf über 40 Studierende angewachsen und hat sich schließlich auf Kursgröße eingependelt. Wir konnten mit U2 kooperieren, der Etage im Dortmunder U, die kulturelle Bildung unterstützt. Dort habe wir angefangen mit Beamern das Material zu sichten. Ziel ist eine Ausstellung Anfang nächsten Jahres.
 Bei unseren Treffen haben wir verschiedene Formen probiert, um intensivere kreative Arbeitsprozesse zu öffnen. Unter anderem haben wir mit liebgewonnenen Gegenständen gearbeitet, um Ereignisse, die mit der eigenen Biographie zu tun haben, sich selbst und anderen näherzubringen.
Der Projektname leitet sich aus einem Gruppentreffen ab als ein Studierender, der wie viele andere die Flucht über das Mittelmeer hinter sich hatte, berichete, dass er ein rotes Buch mitgenommen hätte. In diesem Buch stünden seine ganz persönlichen und absolut privaten Geschichten und die dürfe niemand erfahren. Während der Flucht kam ein Sturm auf, das Boot war überfüllt und drohte zu kentern, alle wurden aufgefordert ihre persönlichen Sachen ins Meer zu werfen. Es musste unbedingt alles raus, damit das Boot leichter wird. Der junge Mann hat alles ins Wasser geworfen, aber nicht das rote Buch. Er hielt es mit allergrößter und letzter Kraft unter seiner Jacke versteckt. Es war klar: wenn das Buch entdeckt würde und er das nicht verhindern kann, springt er mit ihm ins Wasser. Der Studierende hat nie über den Inhalt des Buches gesprochen, doche es wurde klar, dass es eine immense Bedeutung für seinen Weg haben muss. Das Buch hat mit dem jungen Mann die Flucht überlebt. Wir haben von ihm die Erlaubnis erhalten, unser Projekt DAS ROTE BUCH zu nennen, ein Sinnbild dafür, dass jeder Geflüchtete, auch wenn er alles verloren hat, seine Lebensgeschichte, seine Glücksmomente, sein Leid, seine Freude, seine Identität niemals verliert."

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